Pünktlich um 6 Uhr morgens startete der Bus von St. Michael aus zur diesjährigen Züchterreise – mit im Gepäck eine kleine Gruppe geselliger, wissbegieriger Charolaiszüchter, welche gerne über die sprichwörtlichen Grenzen gehen. So führte uns die Reise über deutsche Lande mitten ins überaus liebliche Elsass mit seinen schmucken Fachwerkhäuschen, aber auch mit überaus hochwertigen Charolais.
Bedauerlicher Weise wurden auch hier die Auswirkungen der sommerlichen Dürreperiode augenscheinlich.
Noch vor unserer Fahrt nach Frankreich besuchten wir in Dielheim (D) den Betrieb von Wolfgang Sauer, der mit 80 Charolaiskühen und insgesamt ca. 250 Stk. Tieren schon mit beachtlichen Dimensionen aufwarten kann. Der Betrieb setzt Hornlosgenetik ein und vermarktet seine Tiere vornehmlich über die hofeigene Schlachtung. Durch die extreme Dürre wurden die Tiere auf den Weiden mit Maissilage zugefüttert.
In der österreichischen Charolaiszucht ist der Name Francis Böhmler ein Begriff. Bei der Besichtigung des Betriebes in Forstfeld wurde auch klar, aus welchem Grund: 300 Stk. qualitativ höchst wertige Charolais, davon 120 Mutterkühe tummelten sich auf den verschiedenen Weiden. Francis Böhmler setzt ausnahmslos auf Deckstiere namhafter französischer Züchter, ist stetiger Beschicker renommierter Schauen und selektiert seine Herde mit strengem Blick. Ein Teil seiner Tiere wird über den Hofladen bzw. über einen Kontrakt mit anderen Landwirten in einer Art “bäuerlichen Supermarkt” in Strassbourg vermarktet.
Tag 2 begann mit dem Besuch der GAEC*) Hild & Karcher in Wasselonne.
Der Betrieb bewirtschaftet 250 ha Fläche mit Ackerbau und Grünland sowie etwas Wald. Der Tierbestand umfasst ca. 500 Stk. Charolaisrinder aller Altersklassen, die trotz der Dürre in einer sehr guten Kondition standen.
Den Nachmittag verbrachten wir in Strassbourg, wo wir die Stadtführung mittels Audioguide und Stadtplan diesmal auf eigene Faust durchführten. Ganz nach unserem eigenen Rhythmus und Belieben konnten wir die Stadt – beginnend beim beeindruckenden mittelalterlichen Münster (11-15 Jh.) aus rosa Sandstein mit seinem 142 m hohen Glockenturm, der bis ins 19. Jh. der höchste des ganzen Abendlandes war, über das Rohan-Schloss, das Gerberviertel “Petit France” (Klein-Frankreich) über die “Grand Rue” bis zurück zur Gutenberg-Statue am Place Gutenberg – entdecken. Bezaubernde Fachwerkhäuschen aus dem 16. und 17. Jh. säumten unseren Weg und ein kleiner Hauch mittelalterliches Frankreich wehte uns um die Nase.
Auf unserer Heimfahrt besuchten wir den Hof von Thomas Rott in Aidlingen (D), der in einem Naturschutzgebiet liegt. Der Betrieb legt wert auf mehrere Standbeine und so finden sich neben 60 Stk. Mutterkühen und einer Gesamtanzahl von 250 Stk. Charolaisrindern auch etwa 500 Gänse, die in Kürze auch von einer großen Herde Puten ergänzt werden. Vermarktet wird nahezu ausnahmslos über den eigenen Hofladen.
Überwältigt von der Vielzahl der Eindrücke traten wir die Heimreise an. An dieser Stelle angebracht ist ein Dankeschön an unseren Fahrer Fritz, der uns schon einige Jahre sicher und unfallfrei durch halb Europa (und wieder nach Hause) chauffiert und ebenso an DI Franz Pirker, der in gewohnter Weise sehr professionell und umsichtig eine interessante Reise geplant hat.
Geblieben sind nicht nur neue Erfahrungen sondern (zumindest bei mir) auch ein bisschen die Sehnsucht nach dem “s’avoir vivre”, der französischen Lebensart.
Text: Katharina Winkelmayer, Fotos folgen in Kürze
*) GAEC = Groupements d’Exploitation en Commun: Zusammenschluss von Agrarbetrieben