Neben der Leistungsprüfung gehört das Bewerten von Stieren und Kühen auch zum Zuchtprogramm Charolais und dient zur Beschreibung des Erscheinungsbildes der Zuchttiere.
Die Stierbewertung
Stiere, die im Natursprung zum Einsatz kommen sollten in jedem Fall exterieurbewertet, sein. Ein einheitliches Bewertungssystem in ganz Österreich sowie regelmäßige Schulungen der Zuchtberater garantieren gleichbleibende Bewertungsergebnisse in allen Bundesländern. Das
Ergebnis der Stierbewertung sind drei Merkmalsnoten, ein Bewertungsindex sowie die Bewertungsklasse, die Wesentliches über das Erscheinungsbild des Zuchtstieres aussagen.
Bewertet werden Fleischrinderstiere ab einem Alter von 12 Monaten. Der Stier sollte zur Bewertung vorgeführt werden und ein Nasenring sollte eingezogen sein. Die drei Merkmale, für die Noten von 1 – 9 vergeben werden (wobei neun die beste zu vergebende Note ist) sind Rahmen, Bemuskelung und Äußere Erscheinung. Aus den Bewertungsnoten errechnet sich ein Bewertungsindex, aufgrund dessen das Tier einer Bewertungsklasse zugeordnet werden
kann.
Die drei Merkmale
1. Rahmen
Die Widerristhöhe sowie die Kreuzbeinhöhe werden bei der Bewertung gemessen und unter Berücksichtigung der Breite, Länge und Tiefe des Tieres wird eine Gesamtrahmennote vergeben. Natürlich fließen in diese Gesamtnote auch die Breite und Länge des Beckens, ebenso wie die Neigung dessen mit ein.
2. Bemuskelung
Bei der Bemuskelung werden bei Charolaisstieren jene Partien besonders gewichtet, die für die wertvollen Teilstücke ausschlaggebend sind. Dazu zählen der Rücken sowie die Lende und die Schulter. Auch die Keule wird hinsichtlich Rundung, Breite und Länge genau gemustert. Auch hier wird eine Gesamtnote, die zwischen 1 und 9 liegt, vergeben.
3. Äußere Erscheinung
Das dritte Merkmal, dass bei einer Bewertung beurteilt wird, beschreibt die äußere Erscheinung des Stieres. Dieses Merkmal umfasst sehr viele Einzelmerkmale, so zum Beispiel: Füße, Sprunggelenk, Fessel/Klauen, Rücken, Schulter, Typ/Form, Haut/Haar, Kopf, um nur einige zu nennen. In der Mutterkuhhaltung ist es besonders wichtig, dass ein Stier langlebig ist. Da durch den Sprungeinsatz vor allem die Fundamente des Stieres sehr beansprucht werden, wird auf einen korrekt gewinkelter Fuß mit kurzer, strammer Fessel sehr großer Wert gelegt. Außerdem sollte die Schulter geschlossen und eine korrekte Oberlinie vorhanden sein. Ein sehr breites Flotzmaul wird ebenfalls bevorzugt.
Bewertungsindex und Bewertungsklassen
Erhält der Stier die Note 4 oder weniger in der äußeren Erscheinung, wird dieser automatisch in die Bewertungsklasse 3a gereiht, unabhängig von der Rahmen- beziehungsweise der Bemuskelungsnote. Außerdem ist eine Mindestnote von 3 bei allen Merkmalen erforderlich, ansonsten ist der Stier nicht bewertungsfähig. Entsprechend den Noten werden Indexpunkte ausgewiesen. Ausgehend von einer Indexpunkteanzahl von 100 gibt es entsprechend den Noten Zu- oder Abschläge. Aus der Tabelle ist ersichtlich, welche Punkteanzahl erreicht werden muss, um in die Bewertungsklassen 2a (beste Klasse), 2b oder 3a (schlechteste Klasse) eingereiht zu werden.
Bewertungsklasseneinteilung:
Punkte | Klasse |
bis 99 und AE<5 | 3a |
100-119 | 2b |
ab 120 | 2a |
Die Bewertungsdaten werden auf dem Abstammungsnachweis aufgedruckt.
Die Kuhbewertung
Alle Herdebuchkühe sollten ab der zweiten Kalbung exterieurbewertet werden. Dabei wird die Kreuzbeinhöhe gemessen. Ähnlich wie bei der Stierbewertung werden Gesamtnoten von 1 – 9 für die Merkmale Rahmen, Bemuskelung und Äußere Erscheinung vergeben. In der Mutterkuhhaltung wird ein hochangesetztes Euter mit optimaler Strichenlänge und –dicke angestrebt, weshalb bei der Kuhbewertung eine Euternote zwischen 1 und 9 als viertes Merkmal vergeben wird.